Jeder hat es schon einmal gehört: Mit Kindern sollte man am besten „hoch“ singen?
Aber warum ist das so wichtig, und wie hoch ist eigentlich „hoch“?
Die Kinderstimme
Hast du schon einmal gesehen, wie auf einem Saiteninstrument hohe und tiefe Töne erzeugt werden? Verkürzt man durch den Druck des Fingers die Saite, zum Beispiel bei einer Gitarre, wird der Ton höher. Diese physikalische Tatsache lässt sich auch auf das Singen mit Kindern übertragen. Kinder besitzen von Natur aus kürzere Stimmlippen und einen kleineren Kehlkopf als Erwachsene. Aufgrund dieser physiologischen Voraussetzungen klingen ihre Stimmen höher als die von Erwachsenen. Dabei sind die tieferen Töne der Kindersingstimme in etwa deckungsgleich mit der mittleren Stimmlage von Frauen. Wer mit Kindern singt, sollte sich dieser natürlichen Lage der kindlichen Stimme bewusst sein, um einer dauerhaften Schädigung der Stimmlippen vorzubeugen. Singt man mit Kindern zu tief, „zwingt“ man ihren Stimmapparat in eine anstrengende, unnatürliche Lage, die oft in einer Art „Schreigesang“ endet, welcher wiederum zu einer dauerhaften Sing- und Sprechschädigung führen kann. Unter einem falschen Einsatz und Sitz der Sprech- und Singstimme leiden viele dann später im Erwachsenenalter.
Tonumfang und „gute Lage“
Kinder können je nach Alter mit Leichtigkeit einen Tonumfang vom c‘ bis f‘‘ singen, da es einfach ihren physiologischen Vorrausetzungen entspricht. Komponist Paul Nitsche (1909 -1985) definierte aus diesem Gesamtumfang heraus eine „gesunde Heimat“ für die Kinderstimme die „Kinderoktave“ oder „gute Lage“ f‘-f‘‘. Er begründet dies mit der Beobachtung, dass die Mehrheit der Kinder mit gesunder Singstimme sich in dieser Lage sehr wohlfühlt und auch im Laufe der Jahre in diesem Bereich ein relativ konstant bleibender, besonders schöner Klang existiert.
Am wichtigsten ist jedoch: Lass dich nicht von der Angst es falsch zu machen abschrecken und verliere nicht vor lauter Gedanken an die richtige Höhe den Spaß am Singen mit deinem Kind.
Praktische Tipps fürs alltägliche gemeinsame Singen ohne Noten
Aber woher weiß ich, welches „Hoch“ beim Singen mit Kindern nun hoch genug ist, wenn ich keine Noten lesen kann und kein Instrument zur Orientierung habe?
Versuche es doch einmal damit:
Lass dein Kind anfangen zu singen. Kinder wählen in aller Regel automatisch die Stimmlage, die für ihre Stimme am besten passt. Höre ihm genau zu. Klingt der Gesang natürlich? Versuche dich in die Lage deines Kindes zu begeben. Wenn es dir zu hoch wird lass die höchsten Töne einfach weg.
Wenn du selbst ein Lied angestimmt hast kannst du versuchen es bei jeder Wiederholung ein kleines bisschen höher zu singen. So gewöhnst du dich langsam an die höheren Lagen.
Auch könnt ihr euch als Familie eine Stimmgabel anschaffen. Diese spielt immer den Kammerton A. Wenn du es schaffst diesen mit dem Gehör abzunehmen, dann fang einfach mit diesem Ton an.
Am wichtigsten ist jedoch: Lass dich nicht von der Angst es falsch zu machen abschrecken und verliere nicht vor lauter Gedanken an die richtige Höhe den Spaß am Singen mit deinem Kind. Sei dir bewusst, dass es sich hierbei immer nur um Empfehlungen handelt. Viele (vor allem modernere) und trotz allem gute Kinderlieder geben eine konsequente Festlegung auf einen Umfang der „guten Lage“ einfach nicht her. Mir persönlich ist mit meinen eignen Kindern wichtig nicht unter das c‘ zu kommen und zu beobachten, dass sie natürlich, ohne Kraftaufwand singen und nicht sprechen oder gar schreien.

… endlich mal jemand der dieses Stimmdilemma gut und nachvollziehbar erklärt. Immer wieder muss ich mich rechtfertigen. Das hoch singen würde nur vorgeschoben, weil man Sopransqtimmen brauche und damit künstlich heranziehe und das sagt Dir dann eine musikalisch gebildete Kollegin. Supergut -danke und viel Freude bei Deinem Projekt.
Fühl Dich mal umärmelt Trude